- Chrisuelle
Rom
Rom, seit Jahren haben wir vor nach Rom zu reisen. Slogans wie "das Flair von Rom lässt niemanden kalt", "die ewige Stadt", Hauptstadt der Welt", Stadt der Kunst" und vieles
mehr haben wir gelesen. Tickets zum Umgehen der Schlangen an diversen Sehenswürdigkeiten waren gekauft. Ziele außerhalb der Touristenpfade gesucht und gefunden.
Wieder zu Hause, dass Erlebte sackt ganz langsam, es war einfach gigantisch viel zu entdecken, stellt sich mir immer wieder die Frage, warum habe ich kein Geld in den Trevibrunnen geworfen? Der Münzeinwurf in den Brunnen garantiert einem, der Legende nach, die Wiederkehr nach Rom.
Vielleicht lag es einfach nur daran, dass ich den Brunnen zunächst gar nicht gesehen habe, mich bis vorne durchkämpfen musste, oder doch eher daran das Rom eine sehr ambivalente Erfahrung war.


Schon der erste Tag war eine Herausforderung. Wir mussten zum Vatikan um unser Voucher in ein Romticket umzutauschen. Hierbei kamen wir an der Schlange vorbei, die für die Vatikanischen Museen anstand. Sie war über einen Kilometer lang!!!
Dann fanden wir unsere Schlange (nur 200m lang), stellten uns an und gerade als wir an die Reihe kamen lösten Security Leute die Schlange auf und schickten uns 500m weiter zur nächsten Schlange.
Nützt ja nichts, also wieder von vorne. Es dauerte aber nicht so lange, etwa 20 Minuten und wir waren auf dem Platz vor dem Petersdom und konnten unser Ticket abholen. Wir sortierten unsere Unterlagen, als ein merkwürdiges Geräusch einsetzte. Es resultierte aus hunderten von Menschen, die an uns vorbei Richtung Vatikangebäude rannte.
Wir zottelten dann mal hinterher und stellten fest: Es ist Sonntag, und um 12:00 Uhr findet das Angelusgebet statt.

Sprich, der Papst trat an sein Fenster um gemeinsam mit den Menschen zu beten. Ehe ich mich versah, wurde ich von Ordnern zu einem Eingang gedrängt, rief noch nach meinem Mann Christoph und ab durch die Ganzkörperscanner. Dann standen wir vor dem Fenster des "Papa" und konnten ihn ganz klein sehen und ganz laut hören. Irgendwie schon aufregend.
Anschließend schoben wir mit der Masse weiter durch den Petersdom, dessen Besuch heute keinen Eintritt kostete. Klar war es sehr, sehr voll, aber auch sehr interessant und beeindruckend.

Da unser Zeitplan nun schon aus den Fugen geraten war, konnten uns einfach treiben lassen und umschauen.
Die Schweizer Gardisten in ihren bunten Uniformen bewundern, über den Platz schlendern und an den Brunnen verweilen.
Hier sahen wir aber auch das erste mal etwas, was mich sehr entsetzte und was uns die weiteren Tage immer begleitete. Bettler und überwiegend Bettlerinnen. Schmutzig, zerlumpt mit, gespielten oder echten Gebrechen (ich habe noch nie so viele Buckel gesehen), die heulend und jammernd auf dem Boden knieten oder gar lagen.
Sie hatten sich reihenweise Buckel und sogar Klumpfüße gebastelt.
Erschreckend und ......ja ich weiß auch nicht so genau, auch etwas abstoßend.

Abends machten wir uns noch auf in das Szeneviertel Monti.
Hier waren jung und alt unterwegs. Überall saßen oder standen Menschen bei Gesprächen und es gab viel fröhliches Gelächter.
Die Auswahl an Gastronomie gefiel uns ebenso wie die kleinen Gassen mit ihrem Leben - hier hatten wir das Flair und das Herz der Stadt gefunden.
Auf dem Weg dorthin kamen wir am Kolosseum und verschiedenen Ausgrabungen vorbei. Es waren nur noch wenige Touristen unterwegs und wir konnten in Ruhe schauen.
Das sollte sich am folgenden Tag wieder ändern.

Ich will hier keine langweiligen Beschreibungen all unserer Unternehmungen machen, aber eines sei gesagt, ob das Kolosseum, der Trevibrunnen oder die Spanische Treppe. Es war überall restlos überfüllt. Polizei und Security sorgten für den steten Durchfluss um die Herde weiter zu leiten., von Fotografieren konnte hier keine Rede mehr sein.
Bei unseren Besichtigungstouren stellten wir dann auch immer wieder fest, das unglaublich viele Obdachlose und Bettler auf den Strassen und Plätzen waren.
Und leider ebenso Mengen von Abfällen und Dreck, die nicht nur auf Straßen, sondern in Baumstümpfen, Blumentöpfen und anderem lagen.
Trotz allem gab es immer wieder beeindruckende Plätze und Gebäude. Das Kolosseum war für mich ein besonderes Highlight. Für 6€ hatte ich mir einen Audio-Videoguide geliehen und konnte mir so Videos ansehen oder Erläuterungen anhören. Das Ganze war wirklich toll aufbereitet.
Dahingegen hat mich der Besuch des Vatikanischen Museums nicht so sehr gefesselt, aber ich bin ja auch nicht so der Skulpturen-Fan ;) . Durch das Museum kommt man schließlich in die Sixtinische Kapelle und hier wurde es mir persönlich dann wirklich zuviel. Auf jedem Quadratmeter standen vier Menschen und wurden zum nächsten Ausgang getrieben. Außer das die Wände bunt bemalt waren, haben wir hier nichts sehen können. Nicht das ganze Gemälde, keinen Tisch, keinen Schrank. Vielleicht war es da, aber wir haben es nicht sehen können.